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gefallen, das plötzlich meine ganze Aufmerksamkeit hinwegnahm. Es war noch wohl erhalten und stellte einen älteren, ernst und milde blickenden Mann dar, in einer dunklen Tracht, wie in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts sie diejenigen aus den vornehmeren Ständen zu tragen pflegten, welche sich mehr mit Staatssachen oder gelehrten Dingen, als mit dem Kriegshandwerke beschäftigten.

Der Kopf des alten Herrn, so schön und anziehend und so trefflich gemalt er immer sein mochte, hatte indessen nicht diese Erregung in mir hervorgebracht; aber der Maler hatte ihm einen blassen Knaben in den Arm gelegt, der in seiner kleinen schlaff herabhängenden Hand eine weiße Wasserlilie hielt; - und diesen Knaben kannte ich ja längst. Auch hier war es wol der Tod, der ihm die Augen zugedrückt hatte.

"Woher ist dieses Bild?" fragte ich endlich, da ich plötzlich inne wurde, daß der vor mir stehende Meister mit seiner Auseinandersetzung innegehalten hatten.

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)