Seite:De Storm Aquis submersus 081.jpg

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über dem weißen Nachtgewand bis in den Schooß hinab; der Mond, der draußen die Gartenhecken überstiegen hatte, schien voll herein und zeigete mir Alles. Ich stund wie fest gezaubert vor ihr; so lieblich fremde und doch so ganz mein eigen schien sie mir; nur meine Augen tranken sich satt an all’ der Schönheit. Erst als ein Seufzen ihre Brust erhob, sprach ich zu ihr: „Katharina, liebe Katharina, träumet Ihr denn?“

Da flog ein schmerzlich Lächeln über ihr Gesicht: „Ich glaub’ wol fast, Johannes! - Das Leben ist so hart; der Traum ist süß!“

Als aber von unten aus dem Garten das Geheul auf’s Neu heraufkam, fuhr sie erschreckt empor. „Die Hunde, Johannes"!“ rief sie. „Was ist das mit den Hunden?“

„Katharina,“ sagte ich, „wenn ich Euch dienen soll, so glaub’ ich, es muß bald geschehen; denn es fehlt viel, daß ich noch einmal durch die Thür in dieses Haus gelangen sollte.“ Dabei hatte ich den Brief aus meinem Täschlein hervorgezogen

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)