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heute Vormittag mit ihm hinaus waren; er würd’ uns dort bald finden!“

Wir plauderten aber noch eine Weile, nachdem sie auf meine Bitte ihre mütterliche Arbeit wieder aufgenommen hatte; dann, da er nicht kam, erhob sie sich. „Es wird wohl Zeit!“ sagte sie, und ein flüchtig Roth ging über ihr Antlitz.

So wanderten wir denn neben einander auf dem Wege zwischen den hohen Tannen, dessen eine Seite noch von der Sonne angeschienen war. Unser Gespräch schien ganz erloschen; nur hin und wieder prüfte ich mit einem Blicke ihr Profil; aber es machte mich nicht klüger.

„Gestatten Sie, verehrte Frau“, sprach ich endlich, „daß ich die Waldstille unterbreche; es drängt mich, Ihnen Eins zu sagen und Ihnen eine Frage vorzulegen; Sie wissen wohl, daß man in der Fremde doch immer heimlich nach der Heimath sucht!“

Sie nickte. „Sprechen Sie nur!“ sagte sie.

„Ich glaube nicht zu irren“, begann ich, „Sie schienen überrascht, als ich heute morgen meinen Namen nannte. Hatten Sie ihn früher schon gehört?

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)