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sie hatte sich fest an ihren Mann geschlossen; er legte sanft den Arm um ihre Hüfte. Dann kam eine Biegung des Weges, und ich sah sie nicht mehr.

„Leb wohl, John Glückstadt’s Tochter!“ rief ich leise; „nur die erste Silbe, nur das Glück ist Dein geblieben; es wird schon treu sein; denn es ist an rechter Stelle!“

– – Schon nach vierzehn Tagen kam der erste Brief des Oberförsters und ließ mich im Aktenlesen eine lange Pause machen. „Ich muß Sie auch noch Ihres Versprechens entbinden“, schrieb er; „gleich am Abend unseres Abschieds habe ich meiner Christine die Geschichte ihres Vaters erzählt, ausführlich, wie ich sie von Ihnen hörte. Sie mögen Recht haben, er wird wohl so gewesen sein, und er war dann doch noch ein anderer Kerl, als wie er bisher weichselig im Herzen seiner Tochter ruhte; auch dürfen Mann und Weib nicht solch’ Geheimniß vor einander haben. Zwar ein leidenschaftlicher Thränensturz war die erste Folge, so daß ich schier erschrak und dachte, es möchte das Temperament des Vaters in meiner sanften Frau erwacht sein. Aber ihr eigenstes Ich erschien

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Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)