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– erzähl’ mir was!« Und sie legte das Messer, oder, was sonst ihre Finger hielten, fort und frug: »Was denn erzählen, Kind?« Er war auf ihren Schooß gekrochen und rief: »Von Owe Heikens, wie Du zu viel Holz gebrochen hattest! Nein« – und er flüsterte ihr ins Ohr: »erzähl’ mir von der schönen Frau, da auf dem Meierhof; wie hieß sie doch?« – »Kind, Kind, das war ja Deine Großmutter!« – Der Knabe sah ihr lange ins Gesicht: »Großmutter?« sagte er langsam. »War sie denn schon alt?« – »Alt?« und Matten wiegte ihren grauen Kopf. »So jung wie Maililien! Wenn der Tod kommt, bleiben auch die Großmütter jung. Sei still und halt’s für Dich, so will ich Dir erzählen!« 

     In Einem aber war der Vater selbst des Buben Lehrmeister; er kaufte ihm erst einen, und als er größer wurde, einen zweiten von den kleinen türkischen Kleppern, und ließ draußen an der Ostseite eine Reitbahn richten; und die Peitsche des Obersten klatschte und der Junge lag bald auf dem Rappen, bald auf dem braunen Klepper.

     Plötzlich aber wurde es anders zu Grieshuus. Der Oberst, da an dessen Geburtstage der Junker mit einem unter des Vetters Anweisung gefertigten Glückwünschungs-Briefe vor den herzallerliebsten Papa getreten war, hatte danach nichts Eiligeres zu thun, als durch seinen pastor loci einen Informator zu besorgen.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)