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     »So geh’ zu Deiner Freundin, der alten Matten!« 

     »Mag ich heut’ nicht, Papa.« 

     »So reit’ noch eine Stunde!« hat der Oberst ihm gesagt und kaum von seinen Büchern aufgesehen; »und nimm den Braunen an die Leine!« 

     Drauf ist der Junker in den Stall gegangen, wo die beiden Klepper an der Krippe standen, und hat dem Knecht gerufen, daß er ihm den Rappen sattle und ihm den Braunen an die Hand gebe.

     »Hopp, Stella! Fera, halloh!« Und so ist er in den bleichen Winterschein auf die Haide hinausgeritten; die Mulde hinunter und weiter, immerzu über den hart gefrorenen Boden. »Hussah!« Und er hat seine kleine Klappe mit der braunen Geierfeder vor Lust geschwenket, und die kleinen feurigen Rosse haben getanzt, als wüßten auch sie, daß heut’ noch Weihnacht-Heiligabend sei.

     Plötzlich ist die Sonne weg gewesen. Noch kurze Weile hat das schwarze Haidekraut geleuchtet; dann hat die große dunkle Schattendecke sich gebreitet, und bald danach ist vom Himmel mehr zu sehen gewesen als drunten von der Erden. »O lieb’ Christkindel,« hat der kleine Reiter gerufen; »nun wird wohl bald für dich gebimmelt werden!« 

     Mit diesem wandte er seine beiden Rosse, die gleich als Hunde seiner jungen Hand gehorchten. »Hopp, Fera! Stella, hopp!« Und heimwärts ging es noch

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)