Seite:De Storm Zur Chronik von Grieshuus 100.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

     Am Anberg bei Grieshuus waren wir von dem Vetter eingeholet worden, der erst im Dorfkrug mit den Bauern hatte schwatzen müssen.

     »Halt, halt!« rief er mir zu; »so nehmet doch einen müden Christen mit, Ehrwürden!« denn er nannte mich scherzend wohl schon damals mit dem epitheton ornans meines heutigen Berufes.

     Und da wir dann nach Haus gekommen, und die Alte in ihre Kammer gegangen war, frug ich auch ihn: »Saget, wer war denn Junker Hinrich, von dem die alte Matten redet?« 

     »Ei, Ehrwürden,« entgegnete der Vetter lustig; »das solltet Ihr wohl wissen; das war ein Hund, der seinen Zwillingsbruder um das Erbe todtschlug und dann von seinem neugeborenen Kind davon lief. Aber, redet nicht davon; denn er war der Großpapa von unserem jungen Prinzen!« 

     »Von Rolf! – Aber die Alte spricht anders von dem Manne.« 

     »Ja, die! Die ist nur halb bei Trost. Aber wisset, der Geist des Todten wartet auf der Haide, um ihn zu greifen, falls er in diesen Tagen dort vorüber käme!« Der Vetter lachte: »Wird lange warten müssen, Ehrwürden! Drum aber vergreift sich’s unterweilen auch! Der Fiedelfritz vom Dorf schleppt seit drei Jahren noch die Beine wie ein Seehund; beim Stein am Tümpel hat man ihn gefunden: ’s ist eine

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)