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seltsam wüstes Zwielicht; es war so kalt und öde hier; mir war mit einemmal, als sei alle Hoffnung längst verloren.

     Der Oberst hatte sich erhoben und wandelte hinkend auf und ab. »Die Stunde ist schwer, Matten,« sagte er; »mache sie nicht schwerer durch deine Thorheit.« 

     Die Alte entgegnete nichts, sie schien zu beten; doch Abel hob sanft und schweigend ihr altes Möddersch auf. Ich hörte, wie sie langsam den Korridor entlang und nach dem Krankenzimmer gingen.

     – – Der Herr Oberst und ich waren itzt allein. Vom Dorf herauf kam mit dem Wind ein Schlag der Thurmglocke. »Eins!« sagte der Oberst.

     »Ja, Eins!« wiederholte ich; »vor vier Uhr kann der Wildmeister nicht zurück sein. Wollen der Herr Oberst sich nicht zur Ruhe legen bis dahin?« 

     Aber er schüttelte den Kopf: »Wenn Er, Magister, mit mir wachen wollte?« Und da ich dessen ihn versicherte, zog er den Glockenstrang: »Vielleicht, er könnte selber kommen!« 

     Ich schwieg; aber eine Magd kam, und bald entzündete sie ein mächtig Feuer in dem großen Ofen, und der Oberst hieß sie seinen Sessel und einen Stuhl für mich davor tragen.

     Hier haben wir bei einander in der Nacht gesessen. Ein leichter Wind flirrete vor den Fenstern, und unterweilen ruckten wohl einmal die Wetterfahnen auf dem

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)