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sei freilich die Falada, aber es sei vordem ein feueriges und gar kluges Thier gewesen.

     Und da es schrecklich mager war, meineten sie, es müsse nur erst wieder Kräfte sammeln, und führeten es in den Stall, wo es lange Zeit mit Fürsicht gut gefüttert wurde. Aber es blieb dasselbe noch nach Wochen, auch nach Monden; denn die schöne feuerige Falada war hintersinnig worden und zu keinem Ding auf Erden noch was nütze. Da hat der Oberst sich erbarmet und ihr selbst die Kugel durch den Kopf geschossen.

     Die alte Matten hatte ich in mein Haus genommen, und da ich sie eines mondhellen Abends holete, ist sie, wie sie mir sagte, gern mit mir gegangen. Als wir auf dem Steige über dem Kirchhofe wanderten, nickte sie nur nach der Kapellenmauer und murmelte wie für sich selber: »Gute Nacht, ihr Christenseelen alle! Gute Nacht auch, Junker Hinrich und du kleiner Rolf! Bei Gott ist Rath und That!« 

     Und ein paar Jahre hat sie dann noch in Frieden unter meinem Dache gelebt.

     In dieser Zeit aber ist aus dem großen Unglück der vornehmen Leute mein allergrößtes Glück erwachsen; denn Abel ist mein ehelich Weib geworden und Eure Mutter, du, mein Kaspar, und du, meine Maria! Manchen holden Tag hat sie mir gemacht, und die Frommen haben sie geliebt; aber den »König Enzio«

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)