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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

„Dafür werd’ ich mich wohl hüten – denn wer steht mir dafür, daß er nicht in diesem Augenblick mitten unter uns steht?“

„Wo? Wer? riefen wir alle zugleich, und schauten uns erschrocken im Zimmer um. – Das ist ja nicht möglich!“

„O! diesem Menschen – oder wer er sein mag – sind Dinge möglich, die noch weit weniger zu begreifen sind.“

„Aber wer ist er denn? Woher stammt er? Armenier oder Russe? Was ist das Wahre an dem, wofür er sich ausgiebt?“

„Keines von allem, was er scheint. Es wird wenige Stände und Nationen geben, davon er nicht schon die Maske getragen. Wer er sei? Woher er gekommen? Wohin er gehe? weiß niemand. Daß er lang’ in Aegypten gewesen, wie viele behaupten, und dort aus einer Katakombe seine verborgene Weisheit geholt habe, will ich weder bejahen noch verneinen. Bei uns kennt man ihn nur unter dem Namen des Unergründlichen. Wie alt, zum Beispiel, schätzen Sie ihn?“

„Nach dem äußern Anschein zu urtheilen, kann er kaum vierzig zurückgelegt haben.“

„Und wie alt denken Sie, daß ich sei?“

„Nicht weit von funfzig.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft5_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)