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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

gewesen, mit einem Gegner dieser Art sich in gar keinen Wettkampf einzulassen, und einige Monate früher wäre dieß gewiß die Parthei gewesen, welche der Prinz ergriffen hätte. Jezt aber war er schon zu weit in den Strom gerissen, um das Ufer so schnell wieder erreichen zu können. Diese Nichtigkeiten hatten, wenn auch nur durch die Umstände, einen gewissen Werth bei ihm erlangt, und hätte er sie auch wirklich verachtet, so erlaubte ihm sein Stolz nicht, ihnen in einem Zeitpunkte zu entsagen, wo sein Nachgeben weniger für einen freiwilligen Entschluß, als für ein Geständniß seiner Niederlage würde gegolten haben. Das unselige Hin- und Wiederbringen vernachlässigter, schneidender Reden von beiden Seiten kam dazu, und der Geist von Rivalität, der seine Anhänger erhizte, hatte auch ihn mit ergriffen. Um also seine Eroberungen zu bewahren, und sich auf dem schlüpfrigen Platz zu erhalten, den ihm die Meinung der Welt einmal angewiesen hatte, glaubte er die Gelegenheiten häufen zu müssen, wo er glänzen und verbinden konnte, und dieß konnte nur durch einen fürstlichen Aufwand erreicht werden, daher ewige Feste und Gelage, kostbare Konzerte, Präsente und hohes Spiel. Und weil sich diese seltsame Raserei bald auch der beiderseitigen Suite und Dienerschaft mittheilte, die, wie Sie wissen, über den Artikel der Ehre noch weit wachsamer zu halten pflegt als ihre Herrschaft, so

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)