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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Wesens, so wie wir eine Uhr vollkommen nennen, wenn alle Theile, woraus der Künstler sie zusammensezte, der Wirkung entsprechen, um derentwillen er sie zusammensezte, wie wir ein musikalisches Instrument vollkommen nennen, wenn alle Theile desselben an seiner höchsten Wirkung den höchsten Antheil nehmen, dessen sie fähig und um dessentwillen sie vereinigt sind. Das Verhältniß nun, in welchem die Thätigkeiten des moralischen Wesens zu diesem Principium stehen, bezeichnen wir mit dem Namen der Moralität; und eine Handlung ist moralisch gut oder moralisch böse, je nachdem sie sich jenem nähert oder von ihm entfernet, es befördert oder hindert. Sind wir darüber einig?“

Vollkommen.

„Da nun jenes Principium kein andres ist, als die vollständigste Thätigkeit aller Kräfte im Menschen, so ist eine gute Handlung, wobei mehr Kräfte thätig waren, eine schlimme, wobei weniger thätig waren?“

Hier, gnädigster Herr, lassen Sie uns inne halten. Diesem nach käme eine kleine Wohlthat, die ich reiche, in der moralischen Rangordnung sehr tief unter das jahrlange Komplott der Bartholomäusnacht zu stehen, oder die Verschwörung des Cueva gegen Venedig.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)