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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält
Iphigenie in Aulis – Teil 2

So aber gelt’ ich nichts vor den Atriden,

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nichts, wo was großes soll verhandelt werden.

Doch dürfte, eh’ wir Ilion noch sehn,
dieß Schwerdt von Blut und Menschenmorde triefen,
wenn man’s versuchte, mir sie zu entreissen.
Sei du getrost. Ein Gott erschien ich dir.

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Ich bin kein Gott. Dir aber will ich’s werden.


Chor.
An dieser Sprache kennt man dich, Achill,
und die Erhabene, die dich gebohren.

Clytemnestra.
O Herrlichster! Wie stell ich’s an, wie muß
ich reden, um zu sparsam nicht zu seyn

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in deinem Preis, und deine Gunst auch nicht

durch mein ausschweifend Rühmen zu verscherzen.
Zu vieles Loben, weiß ich wohl, macht dem,
der edel denkt, den Lober nur zuwider.
Doch schäm’ ich mich mit ew’ger Jammerklage,

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mit Leiden, die nur ich empfinde, dich,

den Glücklichen, den Fremdling zu ermüden.
Doch Fremdling oder nicht – wer Leidenden
beispringen kann, wird auch mit ihnen trauern.
Drum hab’ mit uns Erbarmen. Unser Schicksal

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verdient Erbarmen. Meine Hofnung war

dich Sohn zu nennen – ach sie war vergebens!
Auch schreckt vielleicht dein künftig Ehebette

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft7_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)