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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

noch über fremdes Unglück mich verbreiten?
Da schlug der Sohn den Vater, nahm den Wagen,
und bracht’ ihn seinem Pfleger Polybus.
Als bald darauf die räuberische Sphinx
das Land umher verwüstete, ließ Kreon
der Schwester Hand, die jetzt verwittwet war,
durch öffentlichen Heroldsruf dem zur
Belohnung biethen, der die Räthselfrage
der weisen Jungfrau lösen würde. Das
Verhängniß fügt’s, daß Oedipus, mein Sohn,
das Räthsel lös’t, worauf er König ward,
und dieses Landes Scepter ihn belohnte.
Unwissend freit’ der Unglückselige
die Mutter; auch die Mutter wußte nicht,
daß sie den eignen Sohn umfieng. So gab
ich Kinder meinem Kind, zwei Knaben erst,
den Eteokles und den herrlichen
Polynices – zwei Töchter dann, die jüngste
Ismene von Ihm selbst, die älteste
vom Mir Antigone genannt. Doch als
der Unglückselige sich endlich nun
als seiner Mutter Ehgemahl erkannte,
und aller Jammer stürmend auf ihn drang,
stach der Verzweiflungsvolle mörderisch
mit goldnem Haken sich die blutenden
Augapfel aus – Indessen bräunte sich
der Söhne Wange; diesen Unfall dem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)