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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

die Brücke seyn werdest, Egmont, über welche die Spanier in das Land setzen, und die sie abbrechen werden, wenn sie darüber sind.“ Nach diesen Worten umarmte er ihn noch einmal, seine Augen waren feucht, sie hatten einander zum leztenmal gesehen.

Egmont war einer der Ersten, die den Herzog von Alba bei seinem Eintritt in Luxemburg begrüßten. Als ihn lezterer von ferne kommen sah, sagte er zu denen, die neben ihm standen: „Da kommt der große Ketzer.“ Egmont, der es gehört hatte, stand betreten still und verblaßte. Als ihn aber der Herzog mit erheitertem Gesicht bewillkommte, war diese Warnung sogleich vergessen. Er machte dem Herzog ein Geschenk mit zwei schönen Pferden, um seine Freundschaft zu gewinnen.

Zwei so entgegengesezte Charaktere, wie Egmont und Alba, konnten nie Freunde seyn; aber eine frühe Eifersucht im Kriegsruhme hatte dem Herzog längst eine stille Feindschaft gegen Egmont eingeflößt, die durch einige unbedeutende Kleinigkeiten genährt wurde. Egmont hatte ihm einmal bei’m Würfelspiel mehrere tausend Goldgulden abgenommen, eine Beleidigung, die der karge Spanier nie verzeihen konnte. Ein andermal wurde er von dem Grafen bei einem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)