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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält

Endlich sezte ihnen der Herzog noch einen Termin von 9 Tagen, ihre Zeugnisse vorzubringen; nachdem sie auch diese hatten verstreichen lassen, wurden sie für überwiesen und aller Vertheidigung verlustig erkläret.

Während daß dieser Prozeß betrieben wurde, verhielten sich die Verwandte und Freunde der beiden Grafen nicht müssig. Egmonts Gemahlinn, eine gebohrne Herzoginn von Baiern, wandte sich mit Bittschriften an die deutschen Reichsfürsten, an den Kaiser, an den König von Spanien; so auch die Gräfinn von Hoorn, die Mutter des Gefangenen, die mit den ersten fürstlichen Familien Deutschlands in Freundschaft oder Verwandtschaft stand. Alle protestirten laut gegen dieses gesezwidrige Verfahren, und wollten die deutsche Reichsfreiheit, worauf der Graf von Hoorn als Reichsgraf noch besondern Anspruch machte, die niederländische Freiheit, und die Privilegien des Ordens vom goldnen Vließe dagegen geltend machen. Die Gräfinn von Egmont brachte fast alle Höfe für ihren Gemahl in Bewegung; der König von Spanien und sein Statthalter wurden von Intercessionen belagert, die von einem zum andern gewiesen und von beiden verspottet wurden. Die Gräfinn von Hoorne sammelte von allen Rittern des Vließes aus Spanien, Deutschland, Italien Certifikate zusammen, die Privilegien des Ordens dadurch zu erweisen.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft8_072.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)