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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

mächtigen Gott legitimiren, wenn sie anders Herz zu ihm fassen sollten; und dieß war um so nöthiger, da ihnen ihr bisheriges Schicksal in Egypten eben keine große Meynung von ihrem Beschützer geben konnte. Da er sich ferner bey ihnen nur durch einen dritten einführte, so mußte er seine Kraft auf diesen legen, und ihn durch außerordentliche Handlungen in den Stand setzen, sowohl seine Sendung selbst, als die Macht und Größe dessen, der ihn sandte, darzuthun.

Wollte also Moses seine Sendung rechtfertigen, so mußte er sie durch Wunderthaten unterstützen. Daß er diese Thaten wirklich verrichtet habe, ist wohl kein Zweifel. Wie er sie verrichtet habe und wie man sie überhaupt zu verstehen habe, überläßt man dem Nachdenken eines jeden.

Die Erzählung endlich, in welche Moses seine Sendung kleidet, hat alle Requisite, die sie haben mußte, um den Hebräern Glauben daran einzuflößen, und dieß war alles, was sie sollte – bey uns braucht sie diese Wirkung nicht mehr zu haben. Wir wissen jetzt zum Beyspiel, daß es dem Schöpfer der Welt, wenn er sich je entschließen sollte, einem Menschen in Feuer oder in Wind zu erscheinen gleichgültig seyn könnte, ob man baarfuß oder nicht baarfuß vor ihm erschiene. – Moses aber legt seinem Jehovah den Befehl in den Mund, daß er die Schuhe von den Füßen ziehen solle; denn er wußte sehr gut, daß er dem Begriffe der göttlichen Heiligkeit bey seinen Hebräern

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)