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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

ihn voll der tiefsten Ehrerbietung, und das Volk strömte ihm aus allen Enden der Stadt mit lautem Frohlocken entgegen.

Das Gewühl war unbeschreiblich. Zum größten Unglück nahm Falier in der Betäubung, dem Gedräng und der Düsternheit der Luft nicht wahr, daß er zwischen den 2 Säulen auf dem sogenannten kleinen Platze durchgieng, wo die Missethäter pflegen hingerichtet zu werden. Ein Umstand der dem gemeinen Mann sehr bedenklich schien. Der neue Doge ward sogleich unter Begleitung des ganzen Adels und einem beständigen Gewühl von Menschen nach der St. Markuskirche, und von da nach dem Herzoglichen Palaste gebracht, wo er mit den gewöhnlichen Zeremonien die Krönung emfieng. Indessen hatte jener Umstand mit den Säulen und der plötzlichen Veränderung der Athmosphäre auf das Gemüth des Pöbels den widrigsten Eindruck gemacht und jene lärmende Freude gar bald durch mißgünstige Ahndungen verdrängt.

Leider bestätigte die Folge nur zu bald diese Ahndungen. Der Staat ward von unzähligen Widerwärtigkeiten heimgesucht. Krieg, Hungersnoth, Seuchen, Erdbeben wetteiferten mit einander, seine Kraft zu erschöpfen. Auf diese ganze Reihe von Unglücksfällen folgte endlich der letzte, härteste Schlag, dem er beynahe erlag.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)