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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

selbst war unter diesen. Auch dem berühmten Bildhauer Skalanderio, oder wie ihn andre nennen, Skalanditto, wiederfuhr dieses Schicksal.

Hierauf versammelte sich der Rath der Zehen in dem fürstlichen Palast, der von einer hinlänglichen Anzahl Bewaffneter besetzt wurde, damit der Doge selbst nicht entrinnen möchte.

Noch in dieser nämlichen Nacht wurde das Urtheil über die Gefangenen gefällt, und auch sogleich an ihnen vollzogen. Einige wurden erdrosselt, andre mit dem Beil hingerichtet, und noch andre ersäuft. Nur Skalanditto und sein Sohn wurden verschont, aus Achtung gegen ihre Kunst, die viele Häuser der Edlen und selbst den fürstlichen Pallast mit trefflichen Meisterstücken ausgeziert hatte. Der Senat begnügte sich sie bloß zu ewiger Gefangenschaft zu verurtheilen. Die ganze Nacht war unter Blutvergießen verflossen, jetzt näherte sich der Morgen: die schrecklichste Scene stand den Vätern der Republik noch bevor: die Bestrafung ihres Oberhaupts. Lange waren sie unentschlossen, bis endlich die dringende Gefahr des Staats und die politische Nothwendigkeit ihre Zweifel besiegte.

Der Doge ward vorgefodert, und erschien in nachlässiger Hauskleidung, ohne das mindeste Zeichen seiner Würde. Man legte ihm die unleugbarsten Beweise vor, und entriß ihm mit Gewalt das Geständniß seines Verbrechens. Nun wurde er entlassen, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)