Seite:De Thalia Band3 Heft10 073.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Sacontala. (lächelnd.) Ich besinne mich auf etwas. (Sie meditirt.)

Duschmanta. So schaue ich dann unverwandt die liebliche Dichterin, und schließe die Augen nicht, indes sie die Füße des Silbenmasses zählt. Wie reizend wiegt sie ihre Stirne nach dem Takt! Ihr ganzer Anblick zeugt von reiner Zärtlichkeit.

Sacontala. Ich habe einen Vers gemacht; allein es fehlt an einem Schreibzeug.

Priyamwada. (ihr anderes Mädchen.) Laß uns nur die Worte hören, ich will sie mit meinem Nagel auf dieses Lotosblat ritzen, das so weich und grün ist, wie die Brust eines jungen Papageyen, und sich leicht in die Gestalt eines Briefes schneiden läßt. Sag an den Vers.

Sacontala. „Dein Herz kenne ich freylich nicht; aber Grausamer! meines wärmt die Liebe Tag und Nacht, und alle meine Seelenkräfte neigen sich zu dir.“

Duschmanta. (kommt schnell zum Vorschein, und spricht einen Vers in demselben Silbenmaas.) „Dich, schlankes Mädchen, wärmt Amor nur; mich brennt er aber, wie der Stern des Tages

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)