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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Bericht von der Geburt und der Erziehung des unglücklichen Prinzen, der durch den Cardinal Richelieu und Mazarin der menschlichen Gesellschaft entzogen, und auf Befehl Ludwig XIV. eingekerkert ward.

„Der unglückliche Prinz, den ich bis gegen das Ende meines Lebens unter meiner Aufsicht erzogen habe, wurde gebohren den 5 Septbr. 1638 um halb neun Uhr Abends, während der König zu Abend speiste. Sein itzt regierender Bruder kam um die Mittagszeit zur Welt, da dessen Vater bey der Tafel saß. Allein so glänzend und prachtvoll die Geburt des Königs war, so traurig und sorgfältig verheimlicht war die seines Bruders. Denn so bald der königliche Vater von der Hebamme benachrichtiget ward, daß seine Gemahlin noch ein zweytes Kind zur Welt bringen werde, so ließ er den Kanzler, die Hebamme, den Großallmosenier, den Beichtvater der Königin, und mich in seinem Zimmer, um Zeugen von dem zu seyn, was er nach der Geburt eines zweyten Kindes zu thun beschlossen hatte.“

„Schon seit langer Zeit war dem König prophezeyht worden, daß seine Gemahlin ihm zwey Söhne schenken würde. Denn es befanden sich schon seit geraumer Zeit Hirten zu Paris, die diese ihre Aussage auf eine göttliche Eingebung stützten, und ganz Paris sah der Geburt zweyer Dauphins als dem Anfang der größten Staatszerrüttungen entgegen. Der Erzbischof

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)