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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Diese ausserordentliche Begebenheit, die er in das Jahr 1661, einige Monate nach des Cardinals Mazarin Tode, verlegt, fällt erst in das Jahr 1669. M. de la Mothe-Guerin, den ich als den Befehlshaber der Inseln antraf, versicherte mich, daß der Gefangene der Herzog von Beaufort gewesen, der bey der Belagerung von Candien sollte geblieben seyn, dessen Körper man aber nach allen damaligen Berichten nicht auffinden konnte. Er sagte mir auch daß M. de S. Mars dem Gefangenen mit sehr großer Achtung begegnet sey, ihm immer selbst mit silbernem Tischgeschirr bedient, und zum öftern mit so kostbaren Kleidungsstücken versehen habe, als er nur zu verlangen schien. War er eines Arztes oder Chirurgi benöthigt, so durfte er ohne Lebensgefahr zu besorgen in ihrer Gegenwart nicht anders als mit der eisernen Maske erscheinen.

Zum Zeitvertreib in einsamen Stunden raufte er sich mit einer sehr artigen Zange von hellglänzendem Stahle den Bart aus. Ich habe eine dergleichen bey dem Herrn Beaumanoir gesehen, einem Neffen des St. Mars, und Lieutenant einer Freycompagnie die zur Bewachung der Gefangenen diente. Als St. Mars mit seinem Gefangenen auf die Bastille abgieng, soll dieser, wie mich mehrere versicherten, zu seinem Begleiter gesagt haben: „Will mir der König ans Leben kommen? Nein, mein Prinz, versetzte St. Mars, euer Leben ist in Sicherheit; ihr dürft weiter nichts als ruhig folgen.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft10_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)