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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Vaters kränkende Bitterkeit und Rosenbergs leicht zu reizender Stolz! Jenes Trübsinn und Rosenbergs heitre muthwillige Freude! – Unglücklicher konnte die Natur nicht spielen – und wer ist mir Bürge, daß er ihm einen zweyten Besuch nicht eben darum verweigert, weil er schon bei dem Ersten Gefahr lief, ihn hochzuschätzen?

Wilhelmine. Leicht möglich meine Liebe – Doch von allem dem sagte dir noch gestern dein Herz nichts.

Angelika. Gestern! So lang ich nur ihn sah, nur ihn fühlte, nichts wußte als ihn! Da sprach noch das leichtsinnige liebende Mädchen. Jezt ergreift mich das Bild meines Vaters und alle meine Hoffnungen verschwinden. O warum, konnte denn dieser liebliche Traum nicht fortdauren? Warum mußte die ganze Freude meines Lebens einem einzigen schrecklichen Wurf überlassen werden?

Wilhelmine. Deine Furcht macht dich alles vergessen, Angelika. Von dem Tage an, da dir Rosenberg seine Liebe bekannte, da er deinetwegen alle Bande zerriß, die ihn an seinen Hof, an die Vergnügungen der Hauptstadt gefesselt hielten, da er sich freywillig in die traurige Einöde seiner Güter verbannte, um dir näher zu seyn – seit jenem Tage hat der Gedanke an deinen Vater deine Ruhe vergiftet. Warst du es nicht selbst, die an der Heimlichkeit dieses Verständnisses Anstoß nahm? Die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)