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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Ein alter Mann. (aus dem Haufen)
Nein gnädiger Herr. Geld und Gut ist ihre geringste Wohlthat gewesen. Ihre Vorfahren haben uns dem Vieh auf unsern Feldern gleich gehalten. Sie haben uns zu Menschen gemacht.

Ein Zweiter. Sie haben uns eine Kirche gebaut und unsre Jugend erziehen lassen.

Ein Dritter. Und haben uns gute Gesetze und gewissenhafte Richter gegeben.

Ein Vierter. Ihnen danken wir, daß wir menschlich leben, daß wir uns unsers Lebens freuen.

Hutten. (in Nachdenken vertieft.)
Ja, ja – das Erdreich war gut, und es fehlte nicht an der milden Sonne, wenn sich der kriechende Busch nicht zum Baume aufrichtete. – Es ist meine Schuld nicht, wenn ihr da liegen bliebet, wo ich euch hinwarf. Euer eigen Geständniß spricht euch das Urtheil. Diese Genügsamkeit beweißt mir, daß meine Arbeit an euch verloren ist. Hättet ihr etwas an eurer Glückseligkeit vermißt – es hätte euch zum erstenmal meine Achtung erworben.
 (indem er sich abwendet.)
Seid, was ihr seyn könnt – Ich werde darum nicht weniger meinen Weg verfolgen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)