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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Kette, und die größten sind an die kleinsten geknüpft. Allein diesen geheimen Zusammenhang bis in seine entferntesten Verschlingungen zu verfolgen, ist nicht das Werk menschlicher Einsicht. Zuweilen wirken die Ursachen, wie der erste ungefähre Funken einer Feuersbrunst, im verborgnen und langsam. Zuweilen gränzt an sie der Erfolg nahe, wie die Flamme an den zündenden Blitz. Der bequemste Standpunkt für den Beobachter ist gewöhnlich weder in zu großer Entfernung, sei’s der Zeit oder des Orts, noch in zu großer Nähe: jenes, weil veraltete Urkunden die Merkmale der Aechtheit verlieren, oder weil zu entfernte Gewohnheiten und Denkungsarten ihm fremd werden; dieses, weil herrschende Meinungen und Leidenschaften ihn in ihren Wirbel hineinreissen, oder weil den Zeitgenossen, sei’s mit den bloßen Erscheinungen beschäftigt, sei’s von den handelnden Personen getäuscht weder Zeit noch Mittel bleibt, die Begebenheiten bis zu ihren wahren Quellen zu verfolgen. Allein unter jeden Umständen ist dem Beobachter erlaubt, aus dieser Menge in einander geschlungner Triebfedern nach seiner Einsicht die sichtbarsten und wirksamsten auszulesen, und ihrer Verbindung mit dem Gang der Ereignisse nachzuspüren.

Die französische Staatsveränderung entwickelte sich unerwartet und plötzlich. Es gab in den zwey letzten Jahren Zeitpunkte, wo man beinahe sagen konnte, die Sonne hätte nach einer einzigen Umwälzung eine

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)