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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

jener Demüthigung dieser beiden gemeinschaftliches Interesse. Daher die alte Liebe der französischen Nation für ihren König, und dieses Namens magische Kraft. Im Herzen des Volks eingewurzelte Begriffe erhalten sich, weil kein Nachdenken sie an die Reihe der Ursachen und Folgen knüpft, lange, nachdem ihre Wirklichkeit aufgehört hat, und oft hab' ich in der Mitte protestantischer Länder sagen hören, der Pabst sei der erste der Potentaten, von Menschen, denen die päbstliche Religion ein Gräuel war.

Seit dem Kardinal von Richelieu, hörte dieß gemeinschaftliche Interesse des Volks und der Könige auf. Die Großen und Edlen, zu der allgemeinen Unterwerfung herabgewürdigt, waren nicht mehr furchtbar dem Monarchen, aber sie blieben furchtbar dem Bürgerstande. Die königliche Uebermacht hatt' ihnen die Vorrechte gelassen, welche nicht unmittelbar die Krone berührten, weil eine Verbesserung, auf Menschenrecht und Freiheit gegründet, gefährlich ist für den, der sich selbst nicht ihr unterwerfen will. Das Vorurtheil der Geburt stellte sie immer noch hoch über die unadliche Klasse, und sie umringten die Stufen des Throns, nicht, weil ihre Gegenwart ihren Gehorsam zu verbürgen schien, während die wollüstigen Sitten des Hofs ihre trotzige Unbiegsamkeit zähmten, sondern, weil man glaubte, daß edle Namen nothwendig wären, seinen Glanz zu vermehren. So befanden sie

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)