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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Völker gegründet, und wenn ein Angriff auf ihre Anmaßungen gewiß war, so war um so ungewisser der Zeitpunkt, in welchem dieser Angriff geschehn sollte. Ein König, der Festigkeit und Talent gehabt hätte, durch sich selbst zu regieren mit Klugheit und mit Mäßigung, oder ein Minister, der in seinem Namen den Willen der unumschränkten Macht auf Herstellung der Ordnung und auf Erleichterung der Nation gelenkt hätte, konnten für lange Jahre noch ihr volles Ansehn erhalten. Im Schwindel Lorbeervoller Kriege hatte Frankreich seinem großen Ludwig den fürchterlichsten Misbrauch des königlichen Ansehns verziehn. Ein solches Hülfsmittel wäre freilich minder wirksam gewesen zu einer Zeit, wo kriegerischer Ruhm nicht mehr für den edelsten gilt, und die Gewißheit des Verlustes an Menschen, an Gold und an Betriebsamkeit in eben dem Maße zunimmt, in welchem durch aller Europäischen Staaten wachsame Eifersucht die Wahrscheinlichkeit der Vortheile sich vermindert, gefährlich vielleicht in einem Augenblick, wo die erschöpfte Nation neue Auflagen zu tragen eben so wenig den Willen als das Vermögen hatte. Auch sank in den Niederlanden Frankreichs Parthey, ununterstützt von ihrer Bundsgenossin, und ungerochen in Sklaverey, und der Erbstatthalter trat ungehindert in die engste Verbindung mit Mächten, welchen damals wenigstens das französische System geradezu entgegen war.

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)