Seite:De Thalia Band3 Heft12 071.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

zukäme, über Staatseinkünfte und Auflagen zu erkennen. Die verschiedenen Interessen, in diesem Punkte vereinigt, sahn nicht voraus oder verschoben die Streitigkeiten, die damals noch zu frühzeitig gewesen wären, und diese vorübergehende Eintracht beschleunigte den Triumph der guten Sache.

Die Kühnheit des Machtspruchs, welcher das neue Staatstribunal anordnete, und das drohende Aufgebot der militärischen Macht konnten nicht lange täuschen, über die wahre Unmacht der willkührlichen Gewalt. Sie versprach Belohnungen und Ehre denen, die in die neue gerichtliche Ordnung einträten, und die Nation nannte Verräther am Vaterland alle, die nicht den Gehorsam verweigern würden. Fast alle gehorchten der Nation, ausser denen, die tief unter aller Ehre und Schande standen: Denn die öffentliche Meinung theilt Ehre und Schande aus, und nicht die Stimme des Fürsten. So erschien in lächerlicher Kleinheit die Unfähigkeit der Minister, die Plane entworfen hatten, ohne die Mittel zu ihrer Ausführung zu berechnen, und jene Unentschlossenheit, mit Stärke vorzurücken oder mit Anstand zurückzuweichen, bezeichnete der Augenblick, der in Kämpfen der völligen Flucht vorangeht. Seit lange hatte die Regierung ihr wankendes Ansehn nur mühsam erhalten. Noch unter Ludwig XV war ihr Sieg über die Parlemente für sie nicht minder gefährlich gewesen, als eine Niederlage,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_071.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)