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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Nicht die Aufklärung allein, sondern auch persönliches Interesse begünstigen zuerst die Meinung, daß es nicht immer Pflicht des Kriegers sey, das Schwerdt beim ersten Aufgebot gegen Mitbürger zu ziehn, und es ist wichtig, zu bemerken, daß dieser Lehrsatz zuerst sich unter den Offizieren verbreitete; weil die große Neuerung, welche das Volk zu seinen Rechten zurückrief, dadurch sich vorbereitete, daß zuerst die Parlemente und ein großer Theil des durch mannigfaltige Bande mit ihnen verbundenen Adels gegen den Despotismus sich gemeinschaftlich vereinigten. Um so bedenklicher ward nachher ihre Lage, da ihr persönlicher Vortheil durch die schnelle Wendung der Angelegenheiten sie zur Vertheidigung der willkührlichen Macht zurückführte, weil es manchem unrühmlich schien, in so kurzer Aufeinanderfolge entgegengesetzte Grundsätze zu bekennen. Die öffentliche Meinung hatt' überdieß in diesem Zeitraum neue Stärke gewonnen, und hatte sich bis auf die gemeinen Krieger verbreitet. Das Zauberwort „tiers état“ bracht' alsdenn unwiderstehliche Wirkung hervor, und mit diesem neuen Selbstgefühl verstärkt, brach jene Unzufriedenheit los, die seit einigen Jahren unter ihnen zum Ausbruch reifte, weil Verordnungen, die für sie schimpflich schienen, sie in ihren eignen Augen erniedrigten. Denn man muß den französischen gemeinen Soldaten nicht nach der rohen Unempfindlichkeit beurtheilen, die manchen deutschen Truppen gewöhnlich ist: Vielleicht ist jenes Ehregefühl,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)