Seite:De Thalia Band3 Heft12 076.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

der Preiß eines gewaltsamen Kampfs: Nero blieb allein, da der Senat ihm seine Todesboten sandte, und es floß kein Blut, als das seinige. Allein aus Unkenntniß der Mittel, sich in Zukunft vor dem gleichen Schicksal zu schützen, sanken die Nationen blos aus einer Sklaverey in die andere. Es war Sisyphus Stein, den sie im Schweiß ihres Angesichts und mit gestemmten Schultern aufwärts schoben, und der, hoch oben am Gipfel, immer wieder herunterrollte. Nicht so, seitdem die Grundsätze einer wahren Staatsverfassung gekannt waren. Jene Forscher, die in ihren Nachtwachen über das Wesen und das Verhältniß der Gewalten gesonnen hatten, hatten die Quelle des Uebels entdeckt: Es war vorauszusehn, daß sie nicht mit Heilungsmitteln, die blos für den Augenblick Erleichterung schaffen, sich begnügen würden. Aber diese Forscher hatten noch nicht ihre großen Entwürfe durch eine zu frühzeitige Enthüllung den Blicken der Menge preißgegeben, und da der allgemeine Wunsch die Generalstaaten herbeirief, kannte niemand noch weder ihre Menge, noch ihren Einfluß. Diesen darzustellen, gehört in die Geschichte der Staatsveränderung selbst. Diese Geschichte muß entwickeln, wie die nemliche Ursachen, welche die Staatsveränderung vorbereiteten, sie herbei führen, und, verschlungen mit andern, ihr einen Umfang gaben, welchen voraus zu bestimmen menschliche Einsicht unmöglich war.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)