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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält

Juliane. Ja – ich muß blind gewesen seyn. Das prangende Roth hier verführte mich – aber wenn übermorgen dieser Stock in Blüthe steht, ist jener verwelkt. Lotte soll den haben! – O, mein Freund! Gieb dieser Blume Liebe, und wie sie heute sich unsrer Freude an ihrer Pracht erfreut, so wird sie morgen welkend sich ihrer blühenden Nachbarin freuen. – Du willst etwas sagen. Ich bin Schuld, aber strafe mich nicht, und denke unsers Vertrags. Ich war ein Weib, ein liebendes Weib, aber Menschenglück muß anders gewogen werden, als mit Bildern und Blumen. – Jezt geh. Deine Zeit ist um. Geh geschwind – und halte Wort.

Graf. Ich halte Wort, Juliane, um des Wortes willen. Und du hältst auch Wort; wir schwatzen wieder zusammen, und – du wirst nichts verändern! (Ab.)




Dreizehnter Auftritt.

Juliane allein, darauf Luise, von innen.

Juliane. (Indem er geht.) Lieber Verführter, ich bin sichrer als du! – (Sie steht eine Weile in trüberem Nachdenken,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)