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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Die Gesellschaft war versammelt. Keiner wußte was er aus dem Manne machen sollte, so unzusammenhängend waren alle seine Reden, so ungereimt fröhlich alle seine Bewegungen. Er war in einer halben Stunde zehnmal auf dem Zimmer der Baronin, er bestürmte sie mit Fragen, auf welche sie keine Antwort wußte, quälte sie mit Räthseln, um deren Erklärung sie vergebens bat, bereitete sie indessen doch durch alle diese Thorheiten auf die Ueberraschung vor, die ihrer wartete.

Voll unruhiger gemischter Ahndungen kam sie endlich herunter. Sie setzte sich nieder, und fand unter ihrem Couvert den Handbrief der Kaiserin.

Ich übergehe die Folgen dieser Scene; ich schildre die Huldigungen nicht, die der siegenden Tugend in vollem Maaße gezollt wurden; selbst an dem Abschiede, den die Baronin von ihrem Freunde nahm, will ich meine Darstellung nicht schweigen lassen.

Folgende Ergänzungen, die aus einer erfundenen Komposition verworfen würden, gehören noch in ein wahres Gemählde aus einer unidealischen Welt.

Die Baronin lebte mit ihrem Mann auf seinen Gütern, und sie schrieb ihrem Freunde in Wien, daß sie so glücklich nicht mehr wäre, als sie es bei ihm gewesen war. Er selbst wurde späterhin, wegen seiner vielfältigen Dienstvergehungen, abgesetzt; und er dankte mit freimüthiger Laune dem Monarchen für die hohe Gnade.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)