Seite:De Thalia Band3 Heft9 057.jpg

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ihr Knie vor seinem ehrwürdigen Haupt gebeugt! – Homburg führte seinen ersten Schwertstreich auf das unbedeckte Haupt Euers Vaters – das Blut –

Mathilde. (war bei der Erzählung in grauenvoller Erwartung; bei den letzten Worten ist sie in Konrads Arme gesunken.)

Konrad. (gen Himmel blickend.) Vater! Heute zum erstenmal habe ich gefühlt, daß es für mich noch Freuden giebt – (Mathilden emporhebend) Sie ist mir alles! Ihr Leben steht in deiner Hand – gieb mir sie wieder! – Aber ehe schleudre sie in das Reich der Verwesung, lähme auf ewig diese jungen Glieder, laß in diese Brust keinen Lebenshauch kehren, wenn noch beim Erwachen ein liebendes Herz für Homburg drinnen schlägt.

Mathilde. (erwachend) Ach Homburg!

Konrad. (läßt sie fahren, mit einem großen Blick zum Himmel) Du hast mein Gebet nicht erhört.

Mathilde. (flehend und schmerzlich) Ach mein Bruder!

Konrad. (in sich gekehrt, wild) Bruder! –

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_057.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)