Seite:De Thalia Band3 Heft9 059.jpg

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Mathilde. (sanft.) Zürne nicht, du den ich mit bittern Thränen nun Bruder nenne. Homburg ist ein Mörd – warum bin ich gebohren? Homburg ist ein Verbrecher. Vergeben kann meine Liebe diese That, doch nicht gut heißen. – Aber hassen, hassen kann ich ihn nicht!

Konrad. So treffe dich mein Fluch.

Mathilde. Er ist erfüllt, eh du ihn aussprichst. Sieh mich zertretenen Wurm, mein zerrissenes Herz, und spare deine Flüche. – Ach schone den Gemahl der Schwester!

Konrad. In der Hölle wird er’s, wenn du beharrst.

Mathilde. Er ist es schon! – In Gegenwart des Ewigen schwur ich sein zu seyn, brechen kann ich diesen Schwur nicht. An geweihter Stätte, auf das Heiligste, schwur ich nie von ihm zu lassen – ich kann diese Schwüre nicht brechen! Der Knabe ward Verbrecher, der Mann war reuevoll und büßte, machte gut was er konnte – ließ Klöster bauen, und für des Erschlagenen Seele fromme Männer beten – will durch mich den Raub an Gießbach nun ersetzen. Mich hat der Himmel selbst ihm gesandt, ich darf mich von ihm nicht trennen!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft9_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)