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wären Dänen von der Schaarwache, und sorgte, daß es dem Könige gesagt wurde. Der König meinte auch nicht anders, als es wären Wächter, die etwas Wichtiges vom Feinde brächten, und er kam hervor und bückte sich über den Bord seines Schiffes bis an den Bord des Wollinschen Schiffes hinan, um zu hören, was sie ihm Heimliches zu sagen hätten. Da ergriffen ihn die Wolliner bei den Achseln und zogen ihn in ihr Boot, und hielten ihm das Maul zu, daß er nicht schreien konnte, und ruderten so eilends mit ihm davon zu ihrer Kriegsflotte. Die Dänen erhoben zwar nach einer Weile ein großes Geschrei und Getümmel, aber da war es schon zu spät. Ihr König wurde ungehindert nach Wollin gebracht.

Diesesmal wollten ihn die Wolliner gar nicht wieder in Freiheit setzen, weil er so schmählich seine Zusage gebrochen. In die Länge gaben sie aber seinen und seines Volkes Bitten nach; sie forderten jedoch ein so großes Lösegeld von ihm, als er die beiden vorigen Male zusammen hatte geben müssen. Das war viel und so viel Geld war in ganz Dänemark nicht vorhanden. In dieser großen Noth erbarmten sich die Frauen und Jungfrauen im Reiche über ihn, und sie trugen all ihr Gold und Silber, Schmuck und Kleinodien herbei, damit er gelöset werde. Also wurde der König Schweno wieder in Freiheit gesetzt.

Als er nun aber wieder zu dem Reiche kam, da gedachte er der Gutherzigkeit der Frauen und Jungfrauen, und er gab ihnen ein Privilegium, daß sie hinführo in allen Lehn- und anderen Gütern gleich den Männern erben sollten, welches zuvor nicht gewesen war. Auch that er jetzt Buße, und bekehrte sich zum Christentum.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 47. 52-55.
Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)