Seite:De Volkssagen Pommern 296.jpg

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blieben sie stehen, und sahen sich um. Da erblickten sie die Mutter, die ihnen gefolgt war, und nachdem sie die eine Weile angesehen hatten, sprangen sie auf einmal alle Sieben in das Wasser und gingen sogleich unter. – Als die Bauernfrau dieses Unglück sah, da wurde sie vor großem Schreck zu einem Stein, und rührte nicht Hand oder Fuß mehr.

Der Busch, in welchem dieses geschehen ist, heißt seitdem der Mäusewinkel. Den Teich sieht man noch darin, und an demselben auch noch einen großen, runden Stein, in den die Frau verwandelt ist. Aus dem Teiche kommen alle Nacht die sieben bunten Mäuse heraus, und tanzen um den Stein herum, eine ganze Stunde lang, von zwölf Uhr bis um eins. Der Stein klingt dann, als wenn er sprechen könnte. Die Mäuse singen dabei einen Gesang, welcher also lautet:

Herut, herut,
Du junge Brut!
Din Brüdegam schall kamen,
Se hebben di
Doch gar to früh
Din junges Leben namen.
Sitt de recht up’n Steen,
Watt he Fleesch und Been,
Um wi gan mit dem Kranze,
Säven Junggesell’n
Uns führen schäl’n,
Juchhe, tom Hochtidsdanze!

Man sagt, daß dieses Lied bedeuten soll, daß die Mäuse und die Frau einstens wieder in Menschen können verwandelt werden. Dies soll auf folgende Weise geschehen:

Es muß eine Frau seyn, gerade so alt, wie die Bauernfrau, als sie aus der Kirche kam. Die muß sieben Söhne

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_296.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)