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große Schifffahrt in der Ostsee trieb, alljährlich eine gewisse Summe Geldes an das Dorf zu bezahlen, wofür dieses den Thurm immer frisch mit weißem Kalkanwurf erhalten mußte, so daß er desto weiter und besser auf der See gesehen werden konnte.

Pommersche Provinzial-Blätter, I. S. 69.


273. Die Schwedin in Pommern.

In der Umgend von Treptow an der Rega erzählt man sich allgemein, daß vor vielen Jahren einstmals im Winter in der Nähe des Dorfes Hoff eine große Eisscholle an den Strand getrieben sey, auf welcher sich ein junges Mädchen mit zwei Kühen befand. Sie kam glücklich ans Land, und es fand sich nun, daß sie eine Schwedin war. Die hatte ihre Kühe in Schweden an der Seeküste tränken wollen, war aber mit denselben plötzlich vom Ufer abgerissen und ins hohe Meer hineingetrieben. Sie hatte viele Tage und Nächte allein auf der weiten See zugebracht, mitten zwischen Eisschollen, und weder Menschen noch Land gesehen. Die Milch von ihren Kühen war ihre einzige kümmerliche Nahrung gewesen. Es gefiel ihr in Pommern, wo sie zuerst wieder ans Land gekommen war, und wo sie eine freundliche Aufnahme fand, so gut, daß sie nicht in ihre Heimath zurück wollte. Sie ist auch allda geblieben, und hat im Dorfe Langenhagen bei Treptow geheirathet, wo sie in hohem Alter gestorben und begraben ist.

Pommersche Provinzial-Blätter, V.S. 401. 402.


274. Das Mannagras an der Leba.

Im Lande Kassuben, auf den Sumpfwiesen an der Leba, besonders in der Nähe des Dorfes Zezenow, wächst das Mannagras, oder der Schwadenschwengel, aus dessen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_320.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)