Seite:De Volkssagen Pommern 329.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewesen seyn; man findet dort noch jetzt viele Menschengebeine, die von den erschlagenen Kriegern herrühren sollen. Auch spukt es dort, weshalb sich bei Nachtzeit kein Mensch gern in seine Nähe wagt.

Mündlich.


279. Der Mäusewagen in Grimmen.

In der Stadt Grimmen fährt jedes Jahr in der Walpurgisnacht ein Wagen mit vielem Gerassel durch alle Straßen. Er fährt so rasch und schwer, daß die Fenster an den Häusern zittern, wo er vorbeifährt. Wenn man nun hinaus auf die Straße sieht, so erblickt man eine große schwarze Kutsche, vor der vier kleine schwarze Mäuse gespannt sind. Auf dem Bocke sitzt ein Kutscher, der einen großen Hut trägt und einen Hühnerfuß hat. Wer in der Kutsche sitzt, weiß man nicht.

Mündlich.


280. Die sieben eingemauerten Bauern zu Turow.

In dem Kreise Grimmen liegt ein großes adliges Schloß, Turow geheißen; rund um dasselbe läuft ein tiefer und breiter Graben, der erst vor ungefähr zweihundert Jahren entstanden ist. Zu der damaligen Zeit lebte nämlich auf dem Schlosse ein Edelmann, Namens Bono; der ließ durch seine sieben Bauern, die zu dem Schlosse gehörten, den Graben machen. Er hatte ihnen ein gutes Tagelohn versprochen, und die sieben Bauern arbeiteten drei volle Jahre daran, alle Tage und mit ihren Weibern und Kindern, damit sie desto eher zu ihrem Lohne kommen möchten. Der Schloßherr rechnete auch alsbald mit ihnen ab, als sie fertig waren. Allein er machte ihnen so viele Gegenrechnungen, für Essen und Trinken, so er ihnen gegeben, für Schippen und Spaten, so sie ihm verdorben,

Empfohlene Zitierweise:
Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_329.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)