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Wildnis ein. Dazu zirpten unzählige Zikaden, schillernde Libellen schossen surrend durch die Luft, Eidechsen raschelten an bröckelndem Gemäuer, langzüngige Chamäleone schielten nach schwirrenden Fliegen, Mücken summten in Schwärmen, wilde Tauben gurrten wie im Traume. Am Boden aber hockte eine Schar großer grauer Affen; im Halbkreis umgaben sie einen der ihren; der war ein besonders menschenähnlicher alter Geselle und mochte wohl ihr Anführer sein; mit wichtigtuendem Geschnatter schienen sie Rat zu halten, während ihre übermütigen Jungen kichernd an den Zweigen schwangen. Und gerade diese Stimmen der völlig unbekümmerten Tiere erweckten ein Gefühl unendlicher Einsamkeit – sie sagten so deutlich, daß es da schon lange keine menschlichen Herren mehr gab, vor denen sie verstummen mußten.

Leise und behutsam schritt die Fremdgewordene durch den Garten, und ganz von selbst folgten ihre Füße den einstmaligen Windungen des verwischten Pfades. Zu der offenen Veranda führte er, die rings um das Haus lief. Und sie trat ein.

Wie oft waren sie beide da zusammen eingetreten! Wenn sie, müde vom frühen Morgenritt, nach dem grellen Sonnenlicht draußen hier schattige Kühle fanden; oder wenn sie, abends spät von Gesellschaften heimkehrend,

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/016&oldid=- (Version vom 31.7.2018)