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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

Das Erstlingswerk des unbekannten Verfassers erregte in der That bald Aufsehen in den litterarischen Kreisen und mußte sich ebenso vielen Tadel gefallen lassen, wie ihm Lobsprüche zu teil wurden. Bereits am 2. September 1825 erschien eine recht günstige Kritik im „Morgenblatt“.

„Da der Satan“, heißt es hier, „sehr geläufig schreibt, so gereicht es dem Herausgeber zur Ehre, den Stil des Manuskriptes in seiner Einleitung so täuschend nachgeahmt zu haben, daß man die Hahnenfeder kaum von dem Gänsekiel unterscheiden kann … Persiflage der Modethorheiten, wenigstens einiger, ist der Zweck des Buchs … Sind diese Memoiren des Teufels fragmentarisch und entsprechen sie dem großen Namen schwerlich in seiner ganzen Bedeutung, so sind sie doch, wie sie sind, nett, geschmackvoll, bequem u. s. w. … Der Stil dieser Memoiren ist zu loben. Die leichte, geschwätzige Prosa, meist frivol wie von Clauren, oft sarkastisch wie von Hoffmann, sollte fast eine norddeutsche Feder voraussetzen lassen, wenn nicht so mancher polemische Zug wahrscheinlich machte, daß sie in Schwaben gewachsen.“

Diese Anerkennung versetzte den Dichter in eine nicht weniger freudige und glückliche Stimmung wie den Verleger. Die Worte, mit denen der erstere sich über die Freude des letzteren äußert, geben den deutlichsten Beweis von seiner eigenen. Hauff schreibt nämlich am 3. September: „Franckh ist seit gestern wie ein Narr, und es fehlte wenig, so wäre er mir um den Hals gefallen. Ich werde übrigens seine Rührung für meinen Beutel zu benützen wissen. Ich bin doch sehr glücklich, ein wenig Talent zu besitzen; denn um den Namen und um das Geld, das man dadurch bekommt, ist es doch etwas Schönes.“

Dergleichen Freudentage wurden dem jugendlichen, unbekannten Dichter der Satansmemoiren in dieser Zeit noch manche bereitet. So durch die Kritik Th. Hells (Winkler) im „Wegweiser“ Nr. 81 der „Abendzeitung“ vom 8. Oktober 1825; sie lautete in der Hauptsache:

„… Der gute Gedanke zu diesen Memoiren ist aber auch von einem witzigen Kopfe und gewandten Schriftsteller wenigstens insoweit zweckmäßig durchgeführt worden, als dieser erste vorliegende Teil es bewähren kann. Ein heiterer Humor waltet überall vor, und lebhafte Phantasie findet Stoff zu den auffallendsten Kombinationen. Gebrechen der Zeit, schiefe Ansichten, im Finstern schleichende Verderbnisse sind mit Schärfe gerügt, die Einkleidung aber, in welcher das Ganze gehalten ist, wirft ein heiteres Licht auch auf den bittersten Ernst und macht ihn um so ansprechender. Es ist uns nicht möglich gewesen, zu ergründen, wer hinter der angenommenen Larve stecken möge, aber jedenfalls wird sein Werk nicht ungelesen bleiben, und tritt er zuerst [179] auf die Bahn der Litteratur, so können wir derselben zu einem wackern Mitkämpfer Glück wünschen. … Wir sehen mit Vergnügen der Fortsetzung dieses Werkes entgegen, indem die ganze Anlage desselben verrät, daß, je vertrauter der Verfasser mit seiner Maske geworden sein, desto ungebundener er sich auch über Zeitangelegenheiten mit Freimut und Genialität darin aussprechen wird.“ Welche tiefe innere Rührung diese rückhaltlose Anerkennung im Gemüt unseres Dichters hinterließ, davon gibt der herrliche Dankesbrief Auskunft, den er am 25. November 1825 an Winkler schrieb. Seine herzliche Freude gibt sich besonders in den folgenden Worten des Briefes kund:

„Vielleicht zählt auch Ihr schönes schriftstellerisches Leben eine Stunde, wo Sie schüchtern und befangen auf das Urteil lauschten, das die Gefeierten der Nation über die ersten Kinder Ihrer Muse fällen würden. Trat Ihnen damals auch Einer, dem der Lorbeer die Stirne umkränzte, so freundlich entgegen, um Sie zum Fortschreiten auf der betretenen Bahn aufzumuntern, o! so möge diese schöne Erinnerung Ihnen die Stunde belohnen, die Sie mir durch Ihr gütiges Schreiben bereiteten.“

Eine weitere, sehr ausführliche, aber ziemlich flache Rezension erschien am 20. Dezember 1825 vom „Mitarbeiter“ Nr. 26 im „Litterarischen Konversationsblatte“ Nr. 292. Die wesentlichsten Sätze derselben lauten:

„… In der That begegnen wir in dieser ersten Lieferung seiner (des Satans) Denkwürdigkeiten einem recht menschlichen und umgänglichen Teufel … Man lese S. 181. Wie fein weiß er über die verfänglichsten Dinge zu sprechen! Wir stehen dafür, daß keine Dame von Stande, die ihren Clauren studiert und beherzigt hat, bei dem kurzen Ausfalle stärker erröten wird, als sie es bei den pikantesten Stellen ihres Lieblingsschriftstellers zu thun gewohnt ist, d. h. gar nicht … Um so dankbarer müssen wir die Auskunft dahinnehmen, die uns der Herausgeber über die Umstände gibt, die ihm während eines kurzen Aufenthalts in Mainz zum Besitze der schätzbaren Handschrift verholfen haben … Wir gestehen, daß wir nach der eben belobten geistvollen Erzählung des Herausgebers [der Einleitung] der ersten dieser Mitteilungen [die Studien des Satan auf der Universität] keinen sonderlichen Geschmack haben abgewinnen können. Ein rechtschaffener Teufel, sollten wir meinen, der Theologie, Jura und alles studiert, müßte in seinen Kollegienheften ganz andere Dinge mit sich nach Hause nehmen, als verbrauchte Studentenwitze oder theologische Kurditäten. Zum Glück für den Leser macht er sich zu rechter Zeit noch als Turner und

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig, Wien 1891–1909, Seite 178–179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_2_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)