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*[1] [1184] Es ist zu wissen, das ainest vor vil jaren und so lang, das solchs schier außer mentschen gedechtnus kommen und gar wenigen noch bewist, unferr von Leidringen ein dorf gestanden, hat Kleinenzimbern gehaißen, so

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auch, wie die ander Zimbern von den alten überblibenen Cimbris erbawen und seinen namen bekomen hat. Das ist in nachvolgender zeit, villeucht durch krieg oder landsterbendt also abgangen, das [1185] davon nichs mehr, dann der bloß nam[2] überbliben, sein iez lautere weldt und waiden

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und gehört allerdings geen Leideringen. Also geet das ain uf, das ander ab nach dem unbestendigen und zergengelichen weltbrauch, nach vermeg der regel in der phisica: »Corruptio unius est generatio alterius et contra.« Welches sich doch mit aim solchem dorf nit so hoch zu verwundern,

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seitmals so große und berüempte stet, als Ninive, Babilon, Carthago, Thebe und ander vergangen, das man auch heutigs dags iren situm und gelegenhait grundlich nit wissen kan. * Die ander rott der Zimberer, die über den Negker auf

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die ander Seiten komen, ließen sich an dem end nider, da Rottweil die statt anfengelichs gestanden, die der zeit ain dorf und nach vil und langen jaren hernach zu ainer statt worden ist; dann man fündt, das [8] der römisch kaiser Karle, mit seinem zunamen gehaißen Calvus, nach unsers

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herrn gepurt im achthundert und sechsundvierzigisten jar dem frawencloster zu Regenspurg, Oberminster gehaißen, welches sein mutter, fraw Judith, aus der Welfen geschlecht geboren, gestiftet, auch darin begraben ligt, zu Rotweil ain freiheit geben und sie in seinen kaiserlichen schurmb

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genomen. Desselben briefs datum laut also: »Geschehen in dem dorf, Rotweil gehaißen[3]« etc., und gewisslich hat dieselbig statt iren namen nit von dem rothen boden oder erdtrich derselben gegne, als etlich wollen, sonder von den



  1. Diesen zusatz wiederholt der verfasser in den nachträgen s. 1382 mit den folgenden worten: Es hat noch ain burgstall nit weit von Leidringen, haißt Kleinenzimbern, darbei auch ain dörfle dises namens, wie das schloß gehaißen hat. Das ist, wie andere dörfer und schlösser mehr, vor vil jaren abgangen und daselbst diser zeit kain wonung mer; gehört iezmals mit grundt und boden alles geen Leidringen, dahin wurt es mit der waidt und andern sachen genutzt und genossen.
  2. hs. Man.
  3. der chronist irrt sich, indem die urkunde 1) von Carolus crassus und 2) im jahre 886, 16 März ausgestellt worden ist. S. Neugart, cod. Diplom. I, nr. DLXVII.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_010.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)