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* [1555] So man es recht erwegen will, so findt man vil mengel im turnierbuch, und seitemals uß einer so großen anzal von grafen, herrn und vom adel durch deutsche land, deren so wenig in unser turnierbuch, wie das Jerg

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Rixner hat lassen in druck gen[1], benennt, so hat es bei veilen ein schlechts ansehen; so ist aber zu wissen, das in den alten turnieren ein ieder turniervogt ein besonderen persevanten und ernholden gehapt, mit einem besondern register, darin ain ieder seine fürsten, grafen und herrn hat

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verzaichnet. Derselbigen register haben wir biß anhero nur ains gehabt, der übrigen dreien müeßen wir noch in mangl stehen. Vil vermainen, sie seyen gar verloren; aber ich hab glaublichen gehert, es solle herzog Wilhelm von Bayrn derselbigen register ains haben zu handen gepracht[2]

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und das in großer achtung und gehaim gehalten. Immer schad ist es, das die bücher und das ganz werk nit gar soll zusamen getragen werden, dann dardurch vil herlicher geschlechter namen, deren sonst vergessen und nimmer gedacht wurt, widerum herfürkemen und in der gedechtnus

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bliben. Aber die fürsten gedenken hieran nit, so fragen die rät nit vil darnach, und denkt manicher, het ich nur mein sack gefült, was wollt ich der cederei und deren fantaseien mich beladen, es gehert armen gesellen zu. * Es ist auch zu wissen, das ain thail von den

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überbelibnen Cimbris, so aus Italien entphlohen, widerumb in ir alt angeborn haimat, den cimbrischen Chersonesum, komen und denselben wie vormals bewonet haben, wie dann Strabo[3] dasselbig clarlich anzeucht und sagt, das sie dem kaiser Augusto ain gesegneten eerinen kessel zu ainer großen

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vereerung geschickt und daneben gepeten, iren voreltern, welche den Römern so großen schaden zugefüegt, zu verzeihen. Auch schreibt Cornelius Tacitus[4], welcher sein histori under



  1. Rüxners turnierbuch erschien 1530, 1532, 1566.
  2. der verfasser hat richtig gehört. Das werk wurde herausgegeben unter dem titel: »Tumier Buch Herzogs Wilhelm des Vierten von Bayern von 1510 bis 1545. Nach einem gleichzeitigen Manuscript der konigl. Bibliothek zu München, treu in Steindruck nachgebildet von Theobald und Clemens Senefelder mit Erklärungen begleitet von Friederich Schlichtegroll. München, 1817. qu. 2.
  3. Geographica (rec. Kramer) lib. VII, cap. 2, 1.
  4. Gemania 36. Liebrecht macht in der Germania XVIII, 176 darauf aufmerksam, dass Tacitus wahrscheinlich schon zwischen 134—136 n. Chr. und Trajan bereits 117 n. Chr. gestorben ist.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_018.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)