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also das alles lob und der rum er allain erlangt, do gewann der römisch künig ain solliche gnad zu im, das er im ain schöne junkfraw, seiner basen aine, war ain geborne herzogin von Kernten, mit ainem großen heiratguet, auch irer

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zugehörigen landtschaft zu vermeheln anbot. Herr Peter entschuldiget sich lang, das er nit willens sich zu verheiraten; zudem erkannt er sich zu schlecht und kleinfüeg, ein solchen hochen heirat zu bewilligen, welche entschuldigung doch der römisch künig von ime nit annemen wolt, zudem

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auch ander fürsten und herren darzu redten. Damit wardt der ritter dermaßen geengstiget, das er inen bekennen muest, wie er ain schöne fraw, die im in allen landen beiwonung thet, auch het er von ir ehr und gut, der het er verhaißen sich nit zu verheiraten, darauf stuende im auch sein leben,

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das er gewisslichen, da er sein versprechen nit halten, am dritten tag darnach verlieren wurde. Hiebei waren etlich bischof und priester, die hörten alle wort und wie es im biß daher ergangen; die sprachen, es were kain rechtes naturlichs weib, sonder ain böser gaist, der hett sich also,

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ine zu betrüegen und letzstlich umb sein leib und seel zu bringen, verstellt und ains weibs form an sich genommen, und triben das arguirn mit ime so lang, das er sich doch nach langem verwilliget, des künigs basen zu nemen, die ime der künig verlobet, auch ehrlichen von hof wider

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abfertigt. Es wardt baldt hernach die hochzeit geen Staufenberg ins schloß angeschlagen. Dahin pracht man die jung herzogin von Kernten uf die bestimpt zeit; so kamen auch vil grafen, herrn, ritter und knecht im zu ehren und zu gefallen, deren ainstails ire frawenzimmer und weiber

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mitprachten. Wie nun die hochzeit mit großer kostlichait wardt angefangen und der hochzeiter und die braut sampt der ganzen messanei ob disch saßen in frewden, einsmals, da man sich dessen am wenigisten versahe, so sicht man sichtbarlichen ein mentsch, oder wer es dann gewest, ein zarten

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schneweißen fueß biß an die knie durch den soler oder boden herab lassen. So baldt das der theur ritter, herr Petter, ersicht, schreit er überlaut: »Wee mir armen man, das ich hab mich und euch verderbt! dann über drei tag kan ich nit mer leben und wurd müeßen sterben.« Es

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liefen iren vil eilends uf den soler, aber sie konten niemands finden, vil weniger den riß oder spalt in dem estrich. Zu dem, so baldt das gespenst den fueß widerumb über sich

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_030.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)