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cliche gotzgaben üppigclich und one not verschwendt und verthon worden, auch das fürnem gotzhaus in grund gericht. Das geben nit ain klaine anzaigung die froschlehen[1], also genennt, da sondere mair und leut darauf bestellt, die auch

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ire lehengüeter darum besessen, die haben den fröschen weren sollen und verhindern, das die gaistlichen vätter vor dem retschen schlafen künden, ain luxus, der auch dem Heliogabalo, Xerxi, Lucullo und andern Brachthannsen und verwenten leuten zu vergleichen. Mögt aber ainer sagen,

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wie kan man den fröschen das retschen verbieten, oder wie mag doch ain sollichs abgestellt werden? Do haben unsere vorder geantwort, es künd ain thor ein so ungeruempte fragen thon, das zehen weisen im die nit verantworten wissen. Also mögt auch ainer nit unbillich fragen,

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wie es ainest bei kaiser Vespasiani zeiten zugangen, der ain zoll uf das brüntz wasser[2] ordnet, dessen sich noch bei weilen vil verwundern, und wie ain hofman sagt, so kunt ain narr mer fragen, dann zehen die allerweisesten verantworten. Was dann die amptherrn in der Ow für ain üppigen und

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ungepürlichen bracht getriben, das ist ußer der reformation zu schliesen, die vor anderthalb hundert jaren [1486] fürgenommen worden, nemlich das derselbigen kainer und insonderhait der großkeller über dreißig pferdt mit sich über land mögen nemen. Ain solliche ansehenliche tax geb aim

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mechtigen curfürsten oder bischof zu schaffen. Mit ainem sollichen verthon und unsorgsamen haushalten sein die fürstliche güeter nach und nach hingangen, und haben die kaiser und menigclichen zugesehen, biß der schad überhand genommen und geschehen gewest. Wer könden, bevorab die

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nechsten nachpurn, haben sich wol darbei gewermbt, biß letstlich das königclich gotzhaus gar abgangen und vom bischtum Costanz aller verschluckt worden. *


  1. froschlehen] ähnliche fälle von froschlehen erwähnt Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer. Zweite Ausgabe, s. 355 ff., und Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, s. 116, no 173 und s. 117, anmerk. 1.
  2. brüntz wasser] d. i. urin; Vespasian hat nach Suetonius, Vespasianus cap. 23 auf den urin eine abgabe angeordnet; s. Suetonii opera ed. Baumgarten-Crusius II, 304 und anmerkung.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_163.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)