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ansehung, das im hierinnen vertrawt worden, zu eröffnen kainsweg gepüren wellen; darab er ain sollichen unmuot und kimbernus empfieng, das alle die, so täglichs umb in waren, vermerkten, das im etwas wichtigs angelegen.

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Insonderhait aber, als die wiber gemainclich am fürwitzigisten, also begab sich, das herr Wörnhers gemahel, fraw Brigita von Gundelfingen, ab ires herrn unmuoth sich so hoch verwundert, das sie in mermals die ursach [A95a] seiner bekömmernus, oder was im doch so hoch angelegen, gefragt.

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Als er nu [132] ir nichts sagen wellen, sonder ir bevolhen, sie solle in allain lassen, dann er sein not und anligen Got clagen, ist sie von im aus dem gemach geschaiden und dergleichen gethon, als ob sie zu andern gescheften sich schicken, ist doch allernechst wider zu dem gmach gangen,

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dermaßen herr Wörnher solchs nit vermerkt; welcher, als er vermaint allain zu sein, hat er anfahen mit im selbs zu reden, auch obgehörte anschleg sambt der geferlichkait der statt Pfullendorf zu melden und zu beclagen. Under andern reden aber, die er gethon, hat er in ainer ungeduldt den

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bestimpten tag, darauf der anschlag solt volzogen werden, genennt, wenig achtend, das ihemandts vor dem gemach ainich aufmerkens haben solte. So baldt fraw Brigita dise reden gemerkt, ist sie eilendts in ainer stille davon geschlichen, auch gegen herr Wörnhern, irem herrn, oder auch

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andern nit dergleichen gethon, als ob sie etwer von wisse oder gehört hab. Nichtsdesterweniger aber hat sie glich des andern tags mit aigner handt dem burgermaister zu Pfullendorf, ist ain Gremblich gewest, geschriben, in solchem schreiben allen anschlag geöfnet, mit pit, dise ernstliche

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handlung nit zu verachten, sonder auf ernembte zeit gut sorg zu haben. Disen brief hat sie haimlich durch ain vertrawten brotbecken in ain weisbrot bachen lassen, welches sie aim bekannten potten aufgeben, mit bevelch, sollichs one verzug gen Pfullendorf zu tragen, daselbst dem burgermaister

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Gremblich in sein hand und sonst [A95b] niemandts anders zu überantwurten, auch darbei zu sagen, er solle im sollich brot wol bevolhen lassen sein. Der pot, als er geen Pfullendorf komen und iezgehörten bevelch ausgericht, hat sich der burgermaister dessen nit wenig verwundert, ist doch

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in sein gmach gangen und hat das brot ufbrochen, darin er den brief, in welchem alle handlung, wie oblaut, begriffen, gefunden und verlesen. Wiewol er nu ab solchen geschwinden

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_208.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)