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oder mehr wag. Sollich werfen thete dem kriegsvolk im schloß vil laids. Iedoch theten sie den stetten auch vil schaden, erschoßen iren vil und hielten sich wie erlich kriegsleut, gleichwol iren die fürnembsten und der maist

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thail darauf giengen. Die hilf aber und rettung, so inen irer herr, graf Friderich, der Öttinger, verhaißen und sie darauf vertröst, die wolt inen nit gelaist werden, und hetten noch ain lange zeit darauf müeßen warten, dann sie kam nit, und kont auch graf Friderich die nit ufbringen. Er

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raiset wol [1364] mitler weil in Luttringen, in Burgundt, auch zu andern fürsten und herren, die umb hilf wider sein brueder, graf Eitelfriderich, und die reichsstett anruefendt, aber es wolt sich sein niemands beladen, oder von seinetwegen sich zu ainem krieg bewegen lassen, dann er het

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ain faule und ain böse sach, die von niemands mit billichait mochte verthädinget werden. Darumb, wo er hinkam, ward er mit glimpf berathen und abgewisen. Also muest er sich, wie er mocht, in winklen und ainöden enthalten und der sachen ußtrag erwarten. Solchs verzoge sich biß schier uf

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ain jar, wie oblaut, das die erlichen kriegsleut uf Zollern, vom adel und sonst, das schloß nit lenger gedrauten zu behalten, dieweil dann kain rettung verhanden, auch von irem herren, ob er lebendig oder todt, nichs vernamen. Do begert er, der hauptman im schloß was, ain edelman,

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ain alter, ehrlicher kriegsman, hieß Menrat von Tätlingen, genannt der Flehinger, sprach mit den feinden zu halten, das im vergont, wiewol etlich kriegsräth under den stettischen, die kein bericht annemen und von großer ehr und rumbs wegen das schloß mit gewalt und dem sturm begerten zu

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erobren. Iedoch so waren sie gemainlich der belegerung müedt, hetten auch großen schaden ab dem schloß erlitten; derhalben namen sie mit dem hauptman und dem überigen kriegsvolk im schloß ain bericht an, namlich das kriegsvolk uf gnad und das schloß uf ungnad. Herauf wardt das

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schloß den stetten ufgeben, das kriegsvolk, das sich die zeit der langwirigen belegerung so erlichen gehalten und ganz blöd und schwach waren, die ließen die stett uf wägen geen Ulm fieren, da sie ganz erlich und wol wurden gehalten und darnach ledig gelassen; aber das schloß Zollern wardt

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von den stetten eingenomen, geblindert und biß in grundt zerstört und zerbrochen. Das beschach uf den nechsten freitag nach unsers herrn uffart im jar 1423, mit großen

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_275.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)