Seite:De Zimmerische Chronik 1 314.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Messkirch, oder darvor, bekomen, hat er umbgewendt und ist wider in das schlos geriten, denselbigen tag alda beliben, und als oft im dasselbig weib begegnet, hat er allwegen sein fürgenomen rais desselben tags underlassen und abgestellt.

5

* [1226] Ich hab vilmals gehört, das zu zeiten herr Johannsen freiherren zu Zimbern ein alts, hinkendts weible zu Mösskirch sei gewesen, dero man Hanns Reutenbach gehaißen, sei ain andechtige, fromme fraw gewesen. Man sagt, es seie domals ain crucifix von holz zu unser Frawen

10

ennet der Ablach gestanden, das soll sich uf ain zeit gegen ir, als sie darvor gebettet, genaigt haben. Das ist also von den alten geglaubt worden, und mag wol sein, weil man findt, das sich ein vesperbildt zu Speir im münster gegen s. Bernharten, als der im tumb zu Speir andechtigclichen

15

sein gebett gesprochen, auch soll genaigt haben. Es hat aber der alt herr Johanns von Zimbern den brauch an ime gehabt, das er diß alt weiblin, wa er das gesehen, höchlichen gescheucht hat, dann so sie im uf der gassen, oder sonst bekommen, ist er umbkert, ein ander weg gangen

20

oder geritten. So sie dann zu S. Martin, oder in ainer andern kirchen, gewesen, ist er vor ir auß der kirchen nit gangen, wie lang sie gleich darin bliben. Ainsmals begab sich, das das bemelt weiblin gar lang in der kirchen blib. Herr Johanns von Zimbern war auch in der kirchen; der

25

ersahe das weiblin, und wiewol er gern haim gangen, noch dann wolt er seim gebrauch nach nit ußer der kirchen, seitmals das alt weiblin hünder im; derhalben verzoge er, so lang er konte. Das weiblin wolt ihe nit weichen, so wolt er vor im nit hinauß. Das stande so lang an, das

30

herr Johanns mit großer ungelegenhait in der kirchen uf das weiblin warten must. Also, nachdem die alten leit müehig, nam er das zu solchem verdruß an, das er ußerm chor hinauß gieng und [es] mit großer undult und vil bösen worten, auch, wie man sagen will, mit streichen ußer der

35

kirchen triben hat. Nachgendts ist er auch zu haus gangen. Und wiewol solche manieren und seltzame weisen nit zu loben, iedoch, der historias schreiben und alte geschichten verzaichnen, der soll nichs verschweigen, die warhait, sovil bewisst, anzaigen und hierin niemands verschonen. *

40

Sonst hat er vill mer gewonnhaiten und seltzamer breüch an im gehabt, deren izmals kain meldung beschicht. Darneben ist er ain weiser, ernsthafter herr gewesen, auch von

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_314.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)