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goldt verkauft; sollichs alles er seinem stammen und namen hernach wol widerpracht. Nun wardt sein gemüet gar nit, dahaim zu beleiben oder zu verligen; damit in aber seine zwo schwestern, fröle Anna und fröle Verena, die noch zu

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Mösskirch unverheurat waren, an sollichem nit verhünderten, verheirat er die baide, nemlich die elteste, fröle Verena, vermehelt er durch underhandlung grave Hugons von Montfort[1] und Marquart von Emps, ritters, herrn Ulrichen freiherrn zu Brandis, herrn Wolfharten von Brandis und fraw

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Verena grevin von Werdenberg und dem Hailigenberg eelichen son; die ander aber, fröle Annam, vermehelt er herr Johannsen von Geroltzegk, weilundt [177][2] herr Walthers von Geroltzeck und fraw Elsbethen von Liechtenbergs son. Under denen baiden schwestern kaine irem herren kain künd nie

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geporen. Nachdem nur herr Wernher seine schwestern verheirat, kam er zu herzog Sigmunden von Österreich an hof, welcher auch noch jung und erst von Wien, alda er neben herzog Albrechten, seinem vettern, kaiser Friderichs des dritten bruoder, erzogen worden, herauf in die Etsch,

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in seine erblande, komen was. Bei disem fürsten was er ain lange zeit zu hof und fliße sich alles, das ain gepornen mann zieren und ehren mocht, nemlich getrewer und unverdrossner[3] dienst bei seinem herrn, freuntlichs erpietens gegen dem hofgesünde, güetiger geperde und senftmüetig

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gegen menigclichem. Durch sollichs erlangt er für andere ain besondere gnad bei gedachtem fürsten, seinem herrn; dessgleichen ward er von andern graven und herrn, auch der gemainen ritterschaft und allem hofgesünd geehrt, werd und lieb gehalten. Zu dem allem er vast gerad und stark,

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also das im nit vil an dem hof mit rennen, stechen, ringen, springen, den stain stoßen und dergleichen adenlichen iebungen (in denen allen er ain besondere freid het) gleichen mechten. Und als auf ain zeit vilgedachter fürst, wie zum oftermaln geschach, zu Insprug vor das thor spaciern

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gienge und sich die herrn abermals mit allerlai kurzweil und behendigkait iebten, begert der fürst mit herrn Wörnhern, von wegen das sein sterke von menigclichem gepreist und gerümbt wurde, zu ringen. Nun hett im aber herr Wörnher sollichs gern abgeschlagen, auf das er nit, so


  1. Montfort] hs. Monfort.
  2. 177] auf s. 176 stehen die wappen von Brandis und Zimmern.
  3. unverdrossner] hs. unverdorssner.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_333.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)