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hinfüro nach seinem vermegen handthabet und beschirmet, insonderhait wider die von Ulm, das der zeit noch ain dorf was und selbiger zeit zu dem andern mal von dem christenglauben abgefallen. Darneben ließ er zerbrechen den

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hieobgesagten haidnischen tempel, pawet darauß ain christenliche kirchen in der ehre der muetter Gottes, auch nennet er sich und sein geschlecht nit mehr von Wulenstetten, sonder mit dem newen glauben schepft er im ain newen namen und nennet sich von dem perg, darauf er die kirchen

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het gebawen, das ist von Kirchperg. Es ward ime in sein wappen gegeben ein bischofliche infel, von wegen das dieser graf Hercules, oder ein anderer seins geschlechts, anfengclichs, oder bei seinen zeiten, ain christenlicher patriarch sol worden sein, der lange zeit bei dieser kirchen zu

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Under-Kirchperg sein patriarchen-residenz soll gehapt haben. Über vil zeit hernach hat ainer diß geschlechts das schloß zu Under-Kirchperg abgebrochen oder sonst abgeen lassen und umb mehrer sicherhait willen hünder sich uf den hochen berg gebawen, daher es vor vil zeiten Ober-Kirchperg ist

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genennt worden. Man findt, das ie und allwegen diese grafen sich wol bei der christenhait gehalten und mehrmaln umb des Christi glauben willen ir bluet vergossen, daher sie vor vil jharen von der römischen kirchen für andere grafen höchlichen gefreit worden. Ußer was ursachen auch

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die mörin in ir wappen kommen, darvon findt man gar ain schöne historia. * * [1214] Es ist ain conventual vor jaren im closter zu Wiblingen gewest, mit namen herr Dietegen[1], der hat das herkommen der edlen grafen von Kürchperg, so vil im

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bewist und von den alten, die zu seiner zeit[2] gelept, erfaren künden, beschriben. Der sagt auch, das ain graf von Kürchperg seinen leiplichen vatter hab umbgebracht, erzellt aber das weitleufiger mit etwas andern[3] und merern umbstenden, und namlich so sein umb die jar ailfhundert in leben gewest

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zwen gebrüder, grave Otto und graf Hartman von Kürchperg, die haben [1215] das closter Wiblingen anno 1109[4] gestift, auch inen und iren nachkommen dahin die begreptnus geordnet. Deren ainer het ain son verlassen, wie man das


  1. Dietegen] weder Heuchlinger im Templum honoris, noch Braig in seiner Geschichte der Abtei Wiblingen gedenken dieses Dietegen.
  2. zeit] hs. zeiten.
  3. andern] hs. ander.
  4. 1109] nach Stälin a. a. o. II 406 wurde das kloster Wiblingen im jahre 1093 gestiftet.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_347.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)