Seite:De Zimmerische Chronik 1 349.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die essen, ußer dem abzunemen, das er in großer abstinenz[1] und abbruch gelept und geraist hat. Sollichen bevelch hab der graf mit willen angenommen und auch verricht, seie gegen abents, uf zeit und dag, wie er beschaiden, widerum

5

zum bapst kumen; der hab ime allerlai ding absolviert und mit großen gnaden von ime abscheiden lassen. Als er nur widerum haim in deutsche land kommen, do hat er im ain klains heuslein am berg zu Kirchperg bawen lassen, darin hat er die übrigen tag seines lebens in ainem abgesonderten

10

leben und mit großen abbruch zugepracht, auch sich hinfüro kainer zeitlichen hendel mer beladen. Man findt, das er seiner unmenschlichen that halben von ainem unmentschlichen kaiser, der zu seinen zeiten gelept, gestraft worden, und namlichen so sei im das wappen geendert worden, das

15

er und seine nachkommen ein merin in ainem rotten mantel füren söllen, wie dann etlich under den grafen [1216] von Kürchperg das wappen ain lange zeit also gefürt haben. Dieselbig linia aber ist vor langen jaren auch abgangen, ußer dem wol abzunemen, das diser graf Wilhalm verheurat

20

gewest, auch kind verlassen. Wer aber sein weib vom geschlecht gewesen, das ist lenge halb der zeit in vergess kommen, und zu verwundern, das wir dennost bei so großer liederlichkait unser vorfaren noch sovil wissen. * * [1460] Wir haben noch ain deutschen grafen, der

25

umb ain so grose missethat vor jaren ist gen Rom gewalet, daselbs gebeicht und gnad erlangt, das war ein mechtiger graf von Rottenburg an der Tauber. Derselbig, als er in ainer großen landstheure ain schewer mit bettlern und armen leuten erfure, do ließ er die anzünden und alles mit

30

ainander verbrennen, zu gedenken, er hab damit wellen der welt und der gemainen landtschaft seins erachtens dises unnutzen volkes abhelfen. Aber baid hernach do fing[2] es in an übel zu rewen. Darvor zoge er gen Rom, entpfieng daselbs vom bapst buß, und da ward im eingebunden, das

35

er für solche sein begangne missethat ein closter sollte in deutschen landen stiften und bawen. Das nam er gutwilligclich uf und volbrachts auch, nemlich so stiftet er das closter Teutsch[3], gegen Cöln über gelegen, beschach mit hilf und rat seines bruders, erzbischof Heriberten, des ersten

40

curfürsten zu Cöln. Ich gedenk, seitmals diser graf so faist


  1. abstinenz] hs. obstinenz.
  2. fing] hs. feug.
  3. Teutsch] d. i. Deutz.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_349.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)